Weniger Druck auf dem Herz
Erstmals in Thüringen: Neue Behandlungsmethode bei Herzschwäche im KKH Erfurt
Im Katholischen Krankenhaus „St. Johann Nepomuk“ Erfurt gibt es seit dieser Woche eine neue Behandlungsmethode gegen Herzinsuffizienz, also gegen Herzschwäche.
Speziell die sogenannte diastolische Herzschwäche, bei der dem Herzen die Elastizität fehlt, um genügend Blut aufzunehmen, betrifft viele Patientinnen und Patienten. Obwohl die Pumpkraft des Herzmuskels weitgehend erhalten ist, wird der Körper dennoch nicht ausreichend mit Blut versorgt. Medikamentös ist diese Herzschwäche nur schwer zu behandeln.
Nun wurde im KKH Erfurt einer Patientin, erstmals in Thüringen, ein sogenannter Atrial Flow Regulator (AFR) eingesetzt, ein spezielles von einer Jenaer Firma angefertigtes Implantat. Zwischen den beiden Vorkammern des Herzens erzeugt er eine permanente Verbindung, die wie eine Art Überdruckventil wirkt und so zu einer zielgerichteten Reduktion des Drucks führt. Auf diese Weise kann die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz verbessert werden.
So auch bei Renate L. aus Erfurt. Bis sie 75 ist, macht sie dreimal in der Woche Sport – joggt, fährt Rad, geht zum Krafttraining. Irgendwann merkt sie, dass etwas mit dem Herz nicht stimmt. Nach vielen Untersuchungen und Gesprächen wird sie 2014 an der Herzklappe operiert. Danach ist zunächst alles gut. Mit 80 dann ein weiterer Einschnitt: Die Luft bleibt immer häufiger weg – nach nur zehn Treppenstufen oder bei kleinen Steigungen im Wald. An Sport ist nicht zu denken. Sie kommt ins Katholische Krankenhaus. Hier wird die Art Herzschwäche, die auch Frau L. die Luft nimmt, mit einer ganz neuen Methode behandelt. „Ich war schon immer ein offener und innovativer Mensch“, sagt die 81-Jährige über sich und begründet damit, warum sie dem Eingriff sofort zusagt.
„Mit diesem neuen Therapieansatz können wir helfen, die Beschwerden der Patientinnen und Patienten zu lindern und ihre Luftnot und die Lebensqualität deutlich zu verbessern“, so Prof. Dr. Henning Ebelt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II/Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am KKH.
Zwei Tage nach der Operation kann Frau L. das Krankenhaus schon wieder verlassen. Sie merkt eine deutliche Verbesserung und lächelt: „Ich bin sehr dankbar über den Gewinn. Man kann so viel machen, wenn man offen ist – und wenn der Sauerstoff reicht.“
Mit mehr als 26 Millionen Betroffenen weltweit zählt Herzinsuffizienz, also Herzschwäche mittlerweile zu den sprichwörtlichen Volkskrankheiten. Laut Deutscher Herzstiftung ist sie einer der häufigsten Anlässe für Krankenhausaufenthalte bei jährlich rund 465.000 Klinikaufnahmen. Experten schätzen die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche auf bis zu vier Millionen in Deutschland. Jährlich sterben über 40.000 Menschen an Herzinsuffizienz.