Höhere Überlebenschance bei Brustkrebs
02.02.2024
Anlässlich des Weltkrebstages, der am 4. Februar 2024 zum 24. Mal stattfindet, haben wir mit der leitenden Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Martina Hasilova, über das Thema Brustkrebs gesprochen. Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen, die aber durchaus auch Männer treffen kann.
Ist die Zahl der Brustkrebserkrankungen in den vergangenen Jahren gestiegen oder eher rückläufig?
Die Zahl neuer Brustkrebserkrankungen nimmt zwar jährlich zu, die Sterblichkeit sinkt jedoch. Der Anstieg von Neuerkrankungen steht im Zusammenhang mit dem vor knapp 20 Jahren eingeführten Screening-Programm, das sehr erfolgreich ist und somit einen direkten Einfluss auf die Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs hat. Die Tumore werden früher identifiziert und sind damit oft noch heilbar. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Im Laufe des Lebens erhält etwa jede 8. Frau diese Diagnose.
In welchem Alter tritt Brustkrebs am häufigsten auf?
Durchschnittlich erkranken Frauen mit 64 Jahren. Wir sehen aber auch Erkrankte unter 45. Etwa fünf Prozent der Brustkrebspatientinnen haben eine Genmutation geerbt. Die zwei wichtigen Genmutationen, die mit der Entstehung von Brustkrebs in Verbindung stehen, sind Genmutation BRCA 1 und BRCA 2. Solche Patientinnen haben ein hohes Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Diese genmutierten Tumore metastasieren viel häufiger, und ihre Prognose ist ungünstig. Etwa 75% aller erblichen Brustkrebserkrankungen diagnostizieren wir bei Patientinnen unter 45 Jahren. Im Übrigen können auch Männer an Brustkrebs erkranken. In Deutschland sind es jährlich etwa 600 Neuerkrankungen, etwa 16 Prozent davon sind genetisch bedingt.
Ist die Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland ausreichend?
Dank des Screenings haben wir Fortschritte gemacht, so dass die Früherkennung sehr gut funktioniert. Wir sehen deutlich mehr Patientinnen im Frühstadium und weniger Patientinnen mit lokal fortgeschrittener und metastatischer Erkrankung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie sehen die Erfolgschancen aus?
Die Behandlung wird immer individuell auf die Eigenschaften des Tumors ausgerichtet. Es gibt sehr aggressive und weniger aggressive Formen. Zudem hängt die Therapie davon ab, ob das Ziel die Heilung (kurativ) ist oder ob eine Heilung nicht mehr möglich ist (palliativ). Neben Operation, Chemotherapie und Bestrahlung gibt es auch die antihormonelle- und die gezielte Antikörpertherapie. Bei der kurativen Behandlung ist der Therapieeinsatz aggressiver und es kommen mehrere hochdosierte Medikamente zum Einsatz, um tatsächlich jegliche Form der Erkrankung zu vernichten. Auch wenn der Krebs so weit fortgeschritten ist, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist, haben sich die Aussichten dieser Patientinnen sehr verändert. Die Zeitspanne zwischen der Diagnose der generalisierten Erkrankung und dem Tod hat sich verlängert. Diese Zeit wird oft nicht mehr in Monaten, sondern in Jahren oder Jahrzehnten berechnet, und die Krankheit geht somit in eine Chronizität über. Deswegen sind in der palliativen Behandlung die Lebensverlängerung und Lebensqualität oberstes Ziel. Hierbei helfen uns eine Reihe von neuen Medikamenten, die in der ersten Phase gerade bei Patientinnen mit metastasierter Erkrankung getestet sind.