Leitbild des Katholischen Krankenhauses Erfurt
für den Dienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Katholischen Krankenhauses »St. Johann Nepomuk« Erfurt
Was uns im gemeinsamen Dienst verbindet
I. Tradition und Auftrag
1. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Katholischen Krankenhauses »St. Johann Nepomuk« wissen sich dem Willen der Stifter dieses Hauses verpflichtet, allen in Krankheit Hilfe suchenden Menschen beizustehen und zu helfen.
2. Der Glaube an Gott, der ein „Freund des Lebens“ ist und der will, dass jeder Mensch „Leben in Fülle“ hat, ist die Grundlage unseres gemeinsamen Dienstes.
3. Wir sind im Katholischen Krankenhaus »St. Johann Nepomuk« dem Auftrag der Kirche verpflichtet.
Wir orientieren uns an Leben und Weisung Jesu Christi. Daraus leitet sich auch das Gebot der Nächstenliebe ab.
Trotz Spezialisierung den ganzen Menschen sehen
III. Umgang mit Patienten
1. Wir sehen jeden Menschen als Geschöpf Gottes, ausgestattet mit einer unverwechselbaren Würde. Jeder Mensch ist einmalig und wertvoll. Er ist dazu berufen, seinen Weg in Freiheit und Selbstbestimmung zu gehen.
2. Wir achten, schützen und begleiten den Menschen ohne Ansehen der Person in jeder Lebensphase von der Empfängnis bis zum Tod und setzen uns für sein Heil und seine Gesundheit ein.
3. Dienst am Kranken bedeutet, seine Ganzheit zu sehen: die Einheit von Körper, Seele und Geist,
sowie den Einfluss seiner sozialen Beziehungen und Lebensbedingungen wahrzunehmen und seinen
Willen zu achten.
4. Wir versuchen, die Patienten mit ihren Anliegen zu verstehen. Wir nehmen uns die notwendige Zeit für den Patienten und treten ihm stets aufgeschlossen und verständnisvoll entgegen.
5. Professionalität im Handeln ist für uns ausgerichtet nach neuesten fachlichen Standards und eingebettet in die Grundsätze christlicher Wertvorstellung. Die bestmögliche Versorgung der Patienten
ist unser zentrales Anliegen. Neben den kurativen Maßnahmen kommt der Palliativmedizin besondere Bedeutung zu.
6. Patientenverfügungen und klinische Ethikkomitees sollen dazu beitragen, den Willen Schwerstkranker und Sterbender stärker zu berücksichtigen. Aktive Euthanasie widerspricht unserem Leitbild.
An unserem Umgang miteinander entscheidet sich, ob unser Auftrag mit Leben erfüllt werden kann.
III. Umgang miteinander
1. Leitung und Mitarbeiter verpflichten sich, innerhalb der Dienstgemeinschaft zu einer vertrauensvollen Atmosphäre beizutragen. Diese ist gekennzeichnet durch Respekt vor der Persönlichkeit des Einzelnen ungeachtet seiner beruflichen Stellung, durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und durch konstruktives Austragen von Konflikten.
2. Wir sehen Konflikte als berechtigten Ausdruck von gegensätzlichen Interessen. Bei Konflikten hinterfragen wir das eigene Handeln, ehe wir die Ursachen bei anderen suchen.
3. Wo Probleme auftauchen und Defizite festgestellt werden, ist Kritik unverzichtbar. Kritik wird in aller Regel als hilfreich empfunden, wenn sie aus vertrauensvoller Zusammenarbeit erwächst und offen vorgetragen wird. Sie soll vor allem Wege aufzeigen, wie Fehler der Vergangenheit in Zukunft
vermieden werden können.
4. Von großer Bedeutung für das Arbeitsklima in unserem Krankenhaus ist die Zusammenarbeit der Abteilungen und Stationen untereinander, sowie die Zusammenarbeit auf den verschiedenen
Leitungsebenen. Dabei können kurze Dienstwege Entscheidungsprozesse erleichtern und beschleunigen.
5. Bei der Zusammenarbeit zwischen Leitung und Mitarbeitern achten wir auf die Einhaltung der
Rechte und Pflichten eines jeden Einzelnen.
6. Die Mitarbeiter sind das entscheidende Kapital unseres Hauses. Ihre Arbeitszufriedenheit und ihr Engagement werden durch einen kooperativen Führungsstil, einen guten Informationsfluss
zwischen den verschiedenen Leitungsebenen und Abteilungen, sowie durch eine professionelle Organisation der Arbeitsabläufe gestärkt.
7. Für uns alle ist wichtig, dass wir für gute Arbeit auch Lob und Anerkennung erfahren, denn aus
Lob und Anerkennung schöpfen wir neue Kraft.
Wir praktizieren kooperative Führung und Delegation
IV. Kooperative Führung
1. Die Krankenhausleitung pflegt einen kooperativen Führungsstil und unterstützt die Mitarbeitervertretung. Sie beteiligt die Mitarbeiter an den ihr jeweiliges Arbeitsfeld betreffenden Ziel- und Entscheidungsfindungen. Klare Aufgabenbeschreibungen und die Delegation von Kompetenzen und Verantwortung ermöglichen und verstärken eigenverantwortliches Handeln.
2. Die Leitung sucht nach Möglichkeiten, die es Mitarbeitern erleichtern, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Sie unterstützt die Mitarbeiter in ihrer Fort- und Weiterbildung im fachlichen, persönlichen und religiösen Bereich.
3. Vorschläge der Mitarbeiter, die dem Wohl der Patienten dienen oder die Arbeitsorganisation verbessern, werden kurzfristig bearbeitet, besprochen und verwirklicht.
Es kommt auf jeden Einzelnen an
V. Außenwirkung in der Öffentlichkeit
1. Die Patienten, deren Angehörige und die Besucher sind im gewissen Sinn unsere „Kunden“ und die entscheidenden Multiplikatoren für das Gesamtbild des Krankenhauses in der Öffentlichkeit. Ihre Zufriedenheit ist uns ein wichtiges Anliegen.
2. Durch ihr Auftreten und Handeln tragen deshalb sowohl die Leitung als auch jeder einzelne Mitarbeiter Verantwortung für die Außenwirkung unseres Krankenhauses in der Öffentlichkeit.
Kooperation statt Konkurrenz
VI. Verlässliche Partnerschaft
1. Im Interesse der bestmöglichen Patientenversorgung bemühen wir uns um eine vertrauensvolle
und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, anderen Krankenhäusern,
Sozialstationen und Pflegediensten, Beratungsstellen, den Krankenkassen und sonstigen Geschäftspartnern.
2. Als anerkannte Bildungseinrichtung fühlen wir uns in besonderer Weise der Ausbildung künftiger
Fachkräfte verpflichtet.
Umweltbewusstes Handeln
VII. Bewahrung der Schöpfung
1. Durch gezielten und überlegten Einsatz von Material und Energie tragen wir zum sparsamen Umgang mit unseren Rohstoffen bei. Dabei sind wir uns dem Spannungsfeld von umweltbezogenen Erfordernissen und wirtschaftlicher Notwendigkeit bewusst.
Anmerkung: Zu Gunsten der besseren Lesbarkeit sind alle männlichen Bezeichnungen gleichbedeutend den weiblichen.
Im Jahr 1735 haben katholische Christen der Stadt Erfurt das Krankenhaus »St. Johann Nepomuk« gegründet. Es war ein Haus zur Aufnahme und Pflege kranker Personen, das allen Menschen offen stand, unabhängig vom sozialen Stand oder dem jeweiligen religiösen Bekenntnis.
Die Stifter hatten dieses Haus damals bewusst unter das Patronat des sechs Jahre zuvor gerade heilig gesprochenen Bekenners und Märtyrers Johann Nepomuk aus Böhmen gestellt. Christliches Lebenszeugnis verlangt Standhaftigkeit, Tapferkeit und Bekennermut. Darin kann der hl. Johann Nepomuk auch Christen der heutigen Zeit Vorbild sein.
Der Dienst an den Kranken und Sterbenden ist mehr als ein Beruf zum bloßen Broterwerb. Auch unter gesellschaftlich völlig veränderten Bedingungen bedarf der Dienst an den Kranken einer durchtragenden Motivation, die den heute wie damals gegebenen Belastungen und Herausforderungen in der Krankenhausarbeit standhält. Deshalb haben die Mitarbeiter gemeinsam mit der Leitung in den letzten Jahren ein Leitbild erarbeitet. Das nachfolgende Leitbild findet diese Motivation im christlichen Gottesglauben und seiner, vom Evangelium Jesu Christi geprägten Sicht des Menschen.
Den an diesem Gesprächsprozess Beteiligten möchte ich meinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringen.
Erfurt, im Advent 2001
Dr. Joachim Wanke
Bischof von Erfurt