Krankheitsbilder
Jeder sucht auf seine eigene Weise sein persönliches Gleichgewicht: Musik, Freunde treffen oder einfach nur ein ruhiger Fernsehabend - es gibt hierfür viele "Rezepte". Was aber passiert, wenn dies alles nicht mehr hilft? Einige Menschen werden dann mitunter krank. Für Außenstehende ist es schwer zu verstehen, wie eine Krankheit unter Umständen unsere Gefühle, unser Erleben und unsere Wahrnehmung verändern kann.
Für die Diagnostik der möglichen Krankheitsbilder nutzt unsere Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik die Möglichkeiten eines modernen akademischen Lehrkrankenhauses: Jeder Patient wird bei seiner Aufnahme eingehend psychiatrisch, neurologisch und internistisch untersucht. Ergänzend erfolgen Zusatzuntersuchungen, wie EKG und Blutuntersuchungen.
Im Bedarfsfall führen wir eine weiterführende Diagnostik wie Computertomographie oder Kernspintomographie des Schädels, psychologische Testuntersuchungen, EEG, Neurographie, evozierte Potentiale, Elektromyographie oder Dopplersonographie durch. Die medizinische Unterstützung der anderen Klinikbereiche sowie Konsiliarärzte/-innen des Katholischen Krankenhauses Erfurt steht bei fachübergreifenden Problemen unmittelbar bereit.
Jedoch stellen sich nicht alle krankhaften Störungen so klar dar, wie die nachfolgenden beispielhaften Krankheitsbilder. Die Beschreibungen dienen lediglich einer ersten Orientierung, um Grundsätzliches verständlich zu machen. Im alltäglichen Miteinander sollen die Definitionen vielleicht auch sensibilisieren, hingegen nicht zu eigenen diagnostischen Bemühungen motivieren.
In der Seelenheilkunde ist es nicht anders als in anderen medizinischen Disziplinen auch: Je früher eine Erkrankung vom Fachmann diagnostiziert und behandelt wird, desto kürzer ist das damit verbundene Leid. Neben den Hilfestellungen durch unsere Klinik gibt es darüber hinaus im ambulanten Bereich weitere Hilfestellungen durch Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und niedergelassene Ärzte.
Alterserkrankung
Alt werden ist der Traum fast aller Menschen. Alt sein möchten jedoch nur wenige. Altern ist ein natürlicher Prozess: Die Anfälligkeit gegen äußere Einflüsse steigt. Erkrankungen können leichter auftreten, deren Verläufe zudem langwieriger sein können. Typische Beschwerdebilder sind nun deutlich weniger ausgeprägt als bei jüngeren Patienten.
Zunehmend treten im Alter mehrere Erkrankungen gleichzeitig auf. Ärzte nennen das Multimorbidität. Besonders Erkrankungen aus dem neurologisch-psychiatrischen Bereich gefährden dann die selbständige Lebensführung.
Einsamkeit und Sinnentleerung sind weitere Themen. Gerade in der Gerontopsychiatrie und -neurologie werden die Grenzen einer in die öffentliche Diskussion geratenen Maximaltherapie deutlich. Der Mediziner sollte deshalb die Lebenssituation seines Patienten in den Vordergrund stellen, um so die optimale Diagnostik und Therapie zu finden. Im Fokus sollte dabei der Respekt vor dem Patientenwillen und die enge Kooperation mit den sich sorgenden Angehörigen stehen. Es gilt, dass Heilung nicht immer möglich ist, helfen jedoch häufig. Hierzu gehören eine persönliche Begleitung und eine fürsorgliche Pflege, eine wirksame Schmerzbeseitigung, das Nehmen von Ängsten ebenso wie eine effiziente und kompetente medizinische Diagnostik.
Angst und Panik
Angst schützt vor Gefahr! Bei einigen Menschen wird die Angst jedoch zum Selbstzweck, wenn sie das Leben beherrscht und einen normalen sozialen Austausch unmöglich macht.
In einigen Fällen treten Panikattacken hinzu, die vom Betroffenen als akute Bedrohung der persönlichen Existenz erlebt wird.
Angst kann in vielfältiger Form auftreten. Sie kann sich auf Bestimmtes beziehen oder ganz ungerichtet sein. Sie kann Ursachen in der eigenen Biografie haben oder durch eine körperliche Erkrankung hervorgerufen werden. Oder es gibt Erlebnisse, die selbst den Stärksten umhauen.
Im psychotherapeutischen Gespräch und bei der ärztlichen Untersuchung ist eine genaue Abgrenzung des Krankheitsbildes möglich, um eine geeignete Behandlung zu bestimmen.
Es ist keine Schande, Hilfe anzunehmen! Gemeinsam mit unseren Ärzten und Pflegern finden wir auch für Sie die notwendige Hilfestellung und Lösungsstrategie.
Burn-out
Als Ursache der Beschwerden ist eine nicht gelungene Anpassung, zumeist an Umstände am Arbeitsplatz, anzusprechen. Neben dem Job kommen aber auch andere Auslöser, wie z.B. Schule, Verein oder Familie, in Betracht. Nicht selten steht hier ein persönliches hohes Engagement scheinbar unüberbrückbaren Schwierigkeiten gegenüber. Für den Psychotherapeuten ist entscheidend: Was steckt dahinter? Liegt bereits eine krankheitswertige, seelische Störung vor? Davon hängt es ab, welche geeigneten Maßnahmen gegen den Burn-out zu ergreifen sind.
Interview und Diskussionsrunde zum Thema "Burn-out" mit Chefarzt Dr. med. Stefan Dammers (MDR 11.10.2012)
Demenz und Alzheimer
Wir sind tagtäglich darauf angewiesen. Trotzdem wird uns seine Existenz und Bedeutung erst so richtig bewusst, wenn es auf einmal nicht mehr funktioniert: das Gedächtnis.
Vergesslichkeit ist lästig. Sie kann aber auch zum Problem im Alltag werden. In ihrer ausgeprägtesten Form führen die Auswirkungen von Alzheimer und Demenz dazu, nur noch im "Jetzt" zu leben, das heißt ohne Erinnerungen, ohne Bezug zu Familie und Freunden oder der eigenen Biografie.
Gedächtnisstörungen können vielfältige Ursachen haben. Werden diese jedoch früh genug erkannt, sind sie oft behandelbar.
Depression
Plötzlich macht alles keinen Sinn mehr. Selbst vertraute Dinge lasten zentnerschwer. Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Verzagtheit, Antriebsmangel, leichte Ermüdbarkeit, Angst und schlimmstenfalls Selbsttötungsgedanken werden zum alltäglichen Erleben. Gewichtsverlust und Durchschlafstörungen ergänzen die Krankheitszeichen. Wenn das Leben nur noch als mühselige Qual empfunden wird, können sich die Erkrankten zumeist kaum vorstellen, dass es Hilfe für sie gibt. Trotz allem subjektivem Erleben hat die Erkrankung Depression eine sehr gute Prognose und bessert sich unter fachkundiger Behandlung.
Ess-Störung
Der Mensch muss essen. Über die Nahrungsaufnahme hinaus hat das Essen noch vielerlei andere Bedeutungen. Gilt es z.B. Zwischenmenschliches zu klären, bietet ein gemeinsames Essen einen angenehmen Rahmen, in dem man sich dem anderen öffnen kann.
Das Essen kann jedoch auch zum zentralen Krankheitssymptom werden. Plötzlich dreht sich alles nur noch um das eine Thema "Essen": Das Leben wird dann davon bestimmt, nicht nur alles in sich "hineinzustopfen", sondern auch vom Kreislauf des Fastens und Erbrechens.
Im Ergebnis dessen verändert sich die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Die Folgen einer derart gestörten Nahrungsaufnahme können unterschiedliche, zum Teil lebensbedrohliche Zweiterkrankungen sein. Eine Therapie der Ess-Störung erfordert neben Geduld und Einfühlungsvermögen auch die Fähigkeit zu klaren regulativen Vorgaben.
Long-Covid
Long COVID kann eine Langzeitfolge einer Coronainfektion sein. Die Häufigkeit lässt sich derzeit noch nicht genau beziffern. Betroffen sein kann die Lunge, andere Organe und auch das Nervensystem. Im Grunde ist es eine Erkrankung des gesamten Körpers, auch der Psyche. Müdigkeit und Erschöpfung dominieren das klinische Bild, es gelingt nicht mehr an das Leistungsniveau vor der Erkrankung anzuknüpfen.
Körperlich können Kopf-, Muskel- oder diffuse Ganzkörperschmerzen auftreten, der Geruchs- und Geschmackssinn verloren bleiben und weitere Symptome das Leid zusätzlich erhöhen. Eine ganzheitliche Behandlung mit der möglichen Hinzuziehung von Spezialistinnen und Spezialisten aus allen Fachgebieten ist sinnvoll. Die Stärke unserer psychosomatischen und psychotherapeutischen Station ist es, an der Krankheitsbewältigung zu arbeiten, hierbei die individuellen Lebensumstände einzubeziehen und in Einzelgesprächen gemeinsam einen Weg in die Zukunft zu finden. Die Psyche wird zusätzlich gestärkt, indem Achtsamkeit, Stressbewältigung und Entspannung erlernt werden. Der Körper wird durch ein gestuftes Programm unserer Physiotherapie trainiert.
Manie
Plötzlich scheint nichts mehr unmöglich. Es wird kaum noch gegessen, schon gar nicht geschlafen, dem Übermaß an Energie scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Eine derartige Umtriebigkeit führt jedoch meistens nicht zu greifbaren Ergebnissen. Vielmehr ist sie oft rastlos und sprunghaft. Manchmal treten Gereiztheit und Aggression hinzu. Fast immer kommt es zum totalen Zusammenbruch.
Die Manie erfordert eine intensive Behandlung. Nach Besserung muss die Behandlung darauf ausgerichtet sein, erneute Krankheitsepisoden zu verhindern.
Mitunter kommt es zu einem Wechsel zwischen manischer und depressiver Erkrankungsepisode. Die Stimmung wechselt dann von dem einen ins andere Extrem. Ein solcher Wechsel tritt entweder nur ganz selten oder aber sehr häufig auf. Die diagnostische Zuordnung und die therapeutischen Ansätze erfordern ein großes Maß an Erfahrung.
Mobbing
Auch beim Mobbing findet sich - ähnlich wie beim Burn-out - zumeist ein Bezug zum Arbeitsleben. Systematische, geplante und zielgerichtete Maßnahmen gegen eine Person können letztlich zur Ursache seelischer Störungen werden.
Ist man erkrankt, hilft ein Psychotherapeut bei der Genesung. Er trägt dazu bei, einen klaren Blick für die Situation zu bekommen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Denn ohne Änderung der bisherigen Situation bzw. Rahmenbedingungen lässt sich eine seelische Stabilität nicht erreichen.
Persönlichkeitsstörungen
Die Summe aller unserer menschlichen Eigenschaften begründet unsere Einzigartigkeit, unsere Persönlichkeit. Wir wissen jedoch auch, dass die eine oder andere unserer Eigenschaften, wie z.B. Reizbarkeit, problematisch ist.
Selbst grundsätzlich positive Eigenschaften, wie Ordnungsliebe, können bei zu starker Ausprägung Leidensdruck hervorrufen. Werden derartige Eigenschaften handlungsbestimmend und prägen feste Verhaltensmuster, sprechen wir von einer Persönlichkeitsstörung. Behandlungsmethode der Wahl ist hier die Psychotherapie.
Psychose
Unsere Umwelt wahrzunehmen, ist selbstverständlich. Wir können sie sehen, riechen und schmecken. Wir wissen, was zu unserer Umwelt gehört und was zu uns.
Es gibt Seelenkrankheiten, die dieses Empfinden stören. Man sieht, riecht, hört oder schmeckt Dinge, die andere nicht wahrnehmen können. Geräusche wirken unnatürlich laut, Farben ungewöhnlich grell. Der Patient sucht nach Erklärungen, befürchtet Schlimmes und vermutet, die Dinge hätten sich gegen ihn gewandt. Alles ist fremd und ungewohnt, Verängstigung ist die Folge. Solche Erlebnisse können die unterschiedlichsten Ursachen haben, müssen somit genau untersucht und differenziert behandelt werden.
Sucht und Abhängigkeit
Die Suche nach Glück, nach einfachen Lösungen für schwierige Probleme oder einfach nur Leichtsinnigkeit können verhängnisvolle Irrwege zur Folge haben. Und plötzlich gibt es kein Zurück mehr. Die Aufnahme von Alkohol, das Bedürfnis nach Tabletten oder harten Drogen überdeckt inzwischen die eigentliche Ursache. Heimlichkeit und Verstecken vor der Familie, Freunden und dem Chef verhindern Hilfestellungen. Leber-, Nieren-, Nerven- und andere Schäden treten hinzu.
Doch es gibt Wege aus der Sackgasse. Qualifizierte Entgiftungsbehandlungen können durch Entwöhnungstherapie und ambulante Betreuungsmöglichkeiten ergänzt werden
Zwangsstörung
Ist der Herd abgestellt oder nicht? Habe ich die Tür abgeschlossen oder nicht? Jeder von uns kennt das: Kontrolle beruhigt. Manchmal jedoch auch nicht. Dann wird alles andere unwichtig. Zwänge, Rituale und magisches Denken bestimmen nun das eigene Leben. Stunde um Stunde verbringen die Betroffenen mit der immer gleichen Verrichtung einer bestimmten Verhaltensweise.
Heute gelten verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Psychotherapie und Medikamente als geeignete Mittel der Wahl in der Behandlung dieser Störung.